Früher kamen sie per Post, später per E-Mail, heute verbreiten sie sich via Messenger wie WhatsApp und Facebook: Kettenbriefe. Nicht immer sind sie so harmlos, wie es scheint.
Kettenbriefe sind nicht harmlos
- „Wenn du dies nicht weiterleitest, besucht dich der Geist eines toten Mädchens“
- „Leite diese Nachricht an 10 Freunde, um einen 50 €-Gutschein zu erhalten“
- „Ab heute ist WhatsApp kostenpflichtig. Leite diese Nachricht weiter, damit es weiter kostenlos bleibt“
Nachrichten dieser Art kursieren ständig – Kettenbriefe bleiben am Leben, weil es immer Menschen gibt, die an sie glauben oder sich denken, dass es ja zumindest nicht schaden kann, sie weiterzuleiten. Auch wenn sie die meisten von uns einfach nur nerven, können sie gerade auf Kinder und Jugendliche eine einschüchternde Wirkung haben. Gerade jene Nachrichten, die als „Sozialbarometer“ funktionieren, bei dem also anhand der eingehenden Antworten gemessen werden soll, wie beliebt der Absender ist, können auf Kinder einen hohen sozialen Druck ausüben.
Wir können mehrere Arten von Kettenbriefen unterscheiden:
Horror-Nachrichten
Mit Horror-Geschichten wird versucht, den Empfängern Angst zu machen, zum Beispiel vor einem Monster. Oft wird dabei ein Anhang, beispielsweise eine Audio-Datei mit gruseliger Stimme verschickt. Der Wahrheitsgehalt ist natürlich Null.
Angebliche Warnungen
Wahrscheinlich haben alle Internet-Nutzer schon solche Nachrichten erhalten: Hier wird vor einem Virus, Trojaner, usw. gewarnt. Meistens stimmt die Nachricht nicht oder ist veraltet – Informationen zu Internetsicherheit besser bei BEE SECURE und Co. nachlesen!
Empörung
Hier werden Boulevard-Nachrichten oder sogar Hoaxes (sogenannte „Fake News“ verschickt – meistens mit dem Ziel, Hate Speech zu verbreiten. Wer Zeit hat, kann recherchieren und den Absender über die Falschinformation aufklären.
Event-Organisation
Per Kettenbrief wird versucht, ein Flashmob („Am Dienstag ziehen wir alle ein pinkes Oberteil an“) zu organisieren. Solche Aktionen – die durchaus lustig sein können – besser in einer privaten Gruppe organisieren.
Clickbait
Mit angeblichen Angeboten (z.B. Gutscheine) werden die Nutzer dazu aufgefordert, auf einen Link zu klicken. Dahinter kann sich Schadsoftware verbergen – besser nicht klicken.
Sozialbarometer
Anhand von Antworten auf die weitergeleitete Nachricht soll man rausfinden, wie beliebt man ist. Hier besteht die Gefahr von hohem sozialen Druck.
Was tun?
Erwachsene können Kettenbriefe einfach ignorieren. Auch vermeintlich lieb gemeinte Botschaften können bei den Empfängern oft zu Ärgernissen führen – vor allem dann, wenn sie mit den Nachrichten regelrecht „zugespamt“ werden. Eltern und Erzieher sollten mit Kindern über Kettenbriefe reden und ihnen erklären, dass Glück und Unglück nicht davon abhängen, welche Nachrichten man weiterleitet.
Die Ängste und Sorgen der Kinder sollten allerdings ernst genommen werden. Sie sind nämlich real, auch wenn es sich bei den Nachrichten um Humbug handelt. Nicht jeder Kettenbrief ist bedrohlich, einige enthalten auch freundliche Botschaften. Hier lohnt es sich, gemeinsam Regeln festzulegen, welche Botschaften wann weitergeleitet werden sollen.
Den Umgang mit Kettenbriefen zu erlernen ist ein Teil der Medienkompetenz, die Kinder am besten früh durch Gespräche mit ihren Eltern oder Erziehern erlernen.