Coronavirus: Stößt das Internet an seine Grenzen?

Frau die über Videokonferenz mit einem Kollegen in Kontakt steht. Beide tragen Schutzmasken.
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Seit der durch das Coronavirus bedingten Isolationsperiode wurden 1 Milliarde Menschen gebeten zu Hause zu bleiben. Nicht nur Internetnutzer sondern auch Online-Giganten mussten feststellen, dass nun viel mehr Leute als üblich tagsüber im Internet unterwegs sind, und dieser erhöhte Datenverkehr die Leistung der Server und der Leitungen erheblich beeinträchtigt. Stößt das Internet nun an seine Grenzen? Und wie kann jeder von uns dem entgegenwirken?

Die Bandbreite leidet unter den Ausgangsbeschränkungen

Unter normalen Umständen verläuft der Internetgebrauch nach einem vorhersehbaren Muster: Tagsüber ist er konstant niedrig, mit einem kleinen Anstieg um die Mittagsstunde, und erst abends steigt er dann rapide an, da nun die meisten Leute zu Hause sind und auf Services wie Netflix oder Spotify zurückgreifen.

Seit der durch das Coronavirus bedingten Isolationsperiode, arbeiten rund 1 Milliarde Menschen von zu Hause aus. Demnach werden Onlineplattformen wie zum Beispiel Office 365 oder Google Docs intensiver genutzt als zuvor.

Aber nicht nur Onlineplattformen sondern auch die intensive Nutzung von Streaming-Dienste wie bspw. Netflix und Spotify  führen dazu, dass ein höheres Datenvolumen übertragen werden muss.

Dadurch, dass mehr Kinder und Teenager zu Hause sind, wird jetzt auch tagsüber mehr Netflix geschaut. YouTube-Videos sind weiterhin sehr populär und Online-Spiele wie Fortnite benötigen ebenfalls sehr viele Daten.

Sorge um Netzwerkkapazität in Luxemburg unbegründet

Auch in Luxemburg verzeichnen die beiden Internetanbieter Post und Eltrona, einen Anstieg von 30% der Internetnutzung. Trotzdem sei die Angst anderer Länder, die Netzwerkkapazität stöße an Ihre Grenzen hier zu Lande unbegründet, versichern beide Unternehmen.

Online-Plattformen helfen die Netze zu entlasten

Google, also die Besitzer von YouTube, und Netflix haben schon reagiert: Beide Firmen haben angekündigt, während der nächsten 30 Tage die Qualität der Videos runterzuschrauben, um die Netzwerke so teilweise zu entlasten.

Bei Netflix bedeutet dies, dass die Bitrate gesenkt wird; die Videos werden zwar noch in derselben Auflösung ausgestrahlt, aber die Bilder enthalten nicht mehr so viele Details. Die Firma erhofft sich damit die europäischen Netze um bis zu 25% zu entlasten. YouTube hingegen wird sämtliche Videos standardmäßig in einer niedrigeren Auflösung ausstrahlen.

So ganz freiwillig tun die beiden Firmen das nicht; schon Tage zuvor erstellte der französische Politiker Thierry Breton auf Twitter den neuen Hashtag #SwitchToStandard, um Druck auf die Streaming-Firmen auszuüben, innerhalb der EU nur noch in Standard Definition (SD) und nicht mehr in High Definition (HD) auszustrahlen.

Was jeder einzelner von uns tun kann?

In Zeiten, in denen laut UNESCO einer von fünf Schülern weltweit wegen des Coronavirus von zu Hause aus lernt, sollte jeder von uns mehr Rücksicht auf andere nehmen, indem er seinen Alltag ein wenig umgestaltet. 

Seinen Konsum mit Hilfe technischer Einstellungen reduzieren

Auf technischer Ebene gibt es verschiedene Möglichkeiten, um die Server der verschiedenen Online-Dienste zu entlasten:

  • Verzichten Sie im Laufe des normalen Arbeitstages am besten auf Streaming und Online-Spiele. Berufliche Tätigkeiten und das Lernen von zu Hause aus geht auch ohne diese Unterhaltungsdienste. Am Abend, können Sie ja immer noch vor den Streamingdiensten oder bei Online-Spielen entspannen.
  • Verzichten Sie beim Streamen von Videos auf 4K und gegebenenfalls auch auf HD-Qualität, selbst wenn Sie die Möglichkeit hätten, auf diese Auflösung zurückzugreifen. #SwitchToStandard
  • Laden Sie Ihre Lieblingsmusik herunter: Wenn Sie gerne Musik hören und oft dieselben Alben abspielen, können Sie bei verschiedenen Services wie zum Beispiel Spotify oder Apple Music auch Alben auf Ihrem Telefon oder Tablet für den Offline-Betrieb speichern. So können Sie die Musik hören, ohne die einzelnen Songs immer wieder streamen zu müssen.
  • Versuchen Sie das Streaming innerhalb Ihres Haushaltes zu reduzieren, indem Sie gemeinsame Filmabende planen, anstatt dass jeder einzeln auf seinem eigenen Gerät seine eigenen Inhalte ansieht.
  • Bevorzugen Sie Videospiele zu spielen, die auch offline funktionieren. Somit belasten Sie nicht unnötig Leitungen auf die andere Leute angewiesen sind.

Doch auch auf nicht-technischer Ebene kann man viel tun.

Verantwortungsbewusst und ausgewogen konsumieren

BEE SECURE empfiehlt die “1+1=0”-Methode. Dies bedeutet, dass Sie pro Stunde, die Sie im Internet oder vor einem Bildschirm verbringen, ebenfalls eine Stunde im realen Leben aktiv sein sollten. Dies ist natürlich etwas schwieriger in Zeiten von Ausgangssperren, doch viele Onlineratgeber zeigen, wie man sich trotzdem auch zu Hause körperlich betätigen kann.

Planen Sie Ihren Tagesablauf um Langeweile zu vermeiden. Ein ungeregelter Tagesablauf führt schnell zu Langeweile, die dann ihrerseits oftmals zu einem Netflix-Marathon führt. Die Webseite SchoulDoheem hat einen Ratgeber zu diesem Thema erstellt. Weitere Ratschläge gibt es auch auf KannerDoheem, einer neuen Webseite, die sich an Grundschüler und ihre Eltern richtet.

 

Quellen: Theverge.com, focus.de, arstechnica.com, twitter.com