Mit der vermehrten Verbreitung von Videospielen und den dazugehörigen Geräten hat die Ausübung von E-Sportarten seit einigen Jahren zugenommen und gewinnt weiter an Bedeutung. Es gibt mittlerweile immer mehr professionelle SpielerInnen, die bei internationalen Wettbewerben gegeneinander antreten. Gleichzeitig wird aber auch diskutiert: kann man bei Videospielen wirklich von Sport reden?
Was ist E-Sport?
Der Begriff E-Sport ist eine verkürzte Form von “electronic sport” (elektronischer Sport). E-Sport wird zwar immer beliebter, aber eine offizielle Definition gibt es dafür noch nicht. Der Deutsche eSport Bund definiert E-Sport folgendermaßen: “der unmittelbare Wettkampf zwischen menschlichen Spieler/innen unter der Nutzung von geeigneten Video- und Computerspielen an verschiedenen Geräten und auf digitalen Plattformen unter festgelegten Regeln.”
Während Videospiele für viele Menschen eine Freizeitbeschäftigung bleiben, haben E-SportlerInnen dafür andere Kriterien, die ihre Aktivität von der anderer SpielerInnen unterscheiden. Im Rahmen der Wettbewerbe treten menschliche SpielerInnen gegeneinander an. Kein/e SpielerIn tritt gegen einen Computer an. Es handelt sich um Gruppen- oder Einzelaktivitäten, die professionell oder als Hobby ausgeübt werden können.
Da E-SportlerInnen sich Ziele setzen und daran arbeiten diese zu erreichen, geht ihr Videospiel über den Rahmen einer Freizeitbeschäftigung, bei der weniger auf dem Spiel steht, hinaus.
Handelt es sich also um eine Aktivität, die anderen Sportarten ähnelt?
Eine vielfach gestellte Frage ist: kann man E-Sport wirklich als eigene sportliche Kategorie betrachten? Verschiedene Anhaltspunkte liefern Antworten auf diese Frage. Zunächst einmal treten in Wettbewerben Teams oder Einzelpersonen gegeneinander an. Sowohl die Mitglieder der Teams als auch die einzelnen E-SportlerInnen mussten sich im Vorfeld vorbereiten und trainieren, wie in anderen Sportarten auch. Die E-SportlerInnen sind sich einig, dass Teamgeist notwendig ist, um zu gewinnen, ebenso wie die Umsetzung gemeinsamer Strategien. Das sind Eigenschaften, die man tatsächlich in den meisten Mannschaftssportarten wiederfindet.
Durch das Ausüben von E-Sportarten erlangt man Fähigkeiten, die auch andere SportlerInnen entwickeln: soziale Kompetenzen, aber auch motorische und koordinative Fähigkeiten. Eine letzte Gemeinsamkeit besteht in der Messung der Ergebnisse. Auch bei E-Sportarten wird die Leistung der SpielerInnen untersucht und mit der von anderen verglichen.
Dieser letzte Punkt bleibt jedoch offen, da einige die Tatsache hervorstreichen, dass in “klassischen” Sportarten eher die körperliche Leistung der Athleten gemessen wird. Im Fall der E-Sportarten gilt das Interesse mehr der Gehirnleistung der E-SportlerInnen in einem virtuellen Raum. Eine weitere Frage wirft die Art des E-Sports auf: seine große Vielfalt erlaubt keine genaue Definition seiner Praxis. So wird es schwierig, E-Sportarten als Sport anzusehen.
Luxemburg: E-Sport-Liebhaber möchten offizielle Anerkennung
Mehrere Länder haben E-Sport bereits als Sportart anerkannt: darunter Italien, Russland und auch Südkorea. In Luxemburg haben E-Sportvereine den Staat ebenfalls um eine gleichwertige Form der Anerkennung gebeten. Manche möchten, dass das Videospielen als vollwertige sportliche Aktivität angesehen wird. Andere fordern zumindest eine offizielle Anerkennung, wenn auch nicht unbedingt als sportliche Aktivität. Die Vereinigung E-Sport Luxemburg hatte 2018 eine dementsprechende Petition gestartet, welche jedoch nicht genügend Unterschriften bekommen hatte. Die Mitglieder der Vereinigung organisieren bereits jetzt Turniere, doch eine offizielle Anerkennung würde es ihnen erlauben, die nötigen Sponsoren anzuwerben, um ihre Tätigkeit auszubauen. Sie wären dann in der Lage internationale Wettbewerbe auf professioneller Ebene zu organisieren. Die Frage nach der Anerkennung von E-Sportarten stellt sich auch innerhalb der Europäischen Union (EU).
Gespräche zu dem Thema fanden in Brüssel bereits statt. Auf nationaler Ebene steht die offizielle Anerkennung noch nicht auf der Tagesordnung, aber der Staat verfolgt die Diskussionen der EU und des Internationalen Olympischen Komitees zu diesem Thema.
Nichtsdestotrotz entwickelt sich der E-Sport weiter ; auch im Unterricht, Deutschland, Finnland und Dänemark gelten hier als Vorreiter. In Deutschland entstehen beispielsweise an einigen Schulen E-Sportclubs und es gibt auch Wettbewerbe zwischen mehreren Schulen. In Dänemark und Finnland (hier zum Beispiel mit der Turku Game Academy) haben Schulen E-Sportarten gar in ihr Programm aufgenommen. Einige SchülerInnen besuchen also theoretische und praktische Kurse über E-Sportarten. In der Tat sind Videospiele auch pädagogisch von Interesse. Sie können unter anderem die Kreativität der SchülerInnen, ihre sozialen Kompetenzen und den Zusammenhalt in der Gruppe fördern.