Wie nutzen junge Menschen Medien im Jahre 2020?

BEE SECURE

Beginnen wir diesen Artikel mit einem kleinen Experiment: Schließen Sie bitte die Augen und versuchen Sie sich daran zu erinnern, welche Geräusche Ihr Modem früher machte, als es sich mit dem Internet verband. Wenn Sie nicht wissen, worum es sich hierbei handelt, sind Sie vermutlich irgendwann nach dem Jahr 2000 geboren und somit Teil einer Generation, die keine Erinnerung an eine Zeit vor dem Internet hat. Dies hat wiederum einen starken Einfluss auf Ihren Konsum von Medien. Mehrere Studien wurden im Laufe der letzten Jahre in Luxemburg und den Nachbarländern durchgeführt, um den Medienkonsum von Jugendlichen zu erforschen, und die Resultate könnten Sie vielleicht überraschen, falls Sie der anderen Gruppe angehören, der Gruppe, die sich noch an die Hochfrequenztöne eines Dial-up-Modems erinnern kann. BEE SECURE hat an dieser Stelle einige wichtige Ergebnisse für Sie zusammengefasst, um Ihnen einen Einblick in die Online-Welten der Jugendlichen zu bieten.

Priorität: Kommunizieren!

Für die meisten Jugendlichen ist Kommunikation der allerwichtigste Aspekt ihrer digitalen Existenz. Es ist für sie nicht ungewöhnlich, täglich hunderte von Nachrichten zu verschicken oder zu empfangen. Hierbei handelt es sich neben Textnachrichten und -posts vor allem auch um Fotos und Videos, die auf soziale Netzwerke hochgeladen werden. (Bei den meisten Fotos, die so veröffentlicht werden, handelt es sich übrigens um Selfies.)

Die Wahl der Plattform ist ebenfalls entscheidend: Facebook ist unter Jugendlichen bei weitem nicht mehr so beliebt wie noch vor ein paar Jahren. Nachdem Eltern und Großeltern die Plattform auch für sich entdeckt haben, ist nun ein Wechsel zu anderen Plattformen wie WhatsApp, Instagram, TikTok und Snapchat bemerkbar. In der JIM-Studie gaben etwa 93% der Befragten an, WhatsApp täglich oder mehrmals pro Woche zu benutzen, während dies bei Facebook auf nur 15% der Befragten zutraf.

Noch interessanter wird die ganze Sache, wenn man die Empfänger dieser Nachrichten betrachtet: Laut dem Magazin Geo Kompakt geht die Hälfte aller Nachrichten an nur fünf bis sechs Empfänger. Dies bedeutet, dass Massenmedien zwar ein größeres Publikum erreichen können, aber für Jugendliche der Halt einer kleineren Gruppe enger Vertrauter genauso wichtig ist. Dieses Bedürfnis nach zwischenmenschlichem Kontakt bestätigt auch Laurence Corroy, Forscherin an der Université Sorbonne Nouvelle – Paris 3, die herausgefunden hat, dass rund zwei Drittel aller Textnachrichten im Grunde genommen keinen richtigen Inhalt vermitteln, sondern durch kurze, knappe Antworten im Sinne von “Ok” oder “LOL” vor allem das Zuhören bzw. Lesen der Nachricht bestätigen.

Die hohe Anzahl an Nachrichten kann teilweise auch der sogenannten „Fear of Missing Out“, auch FOMO abgekürzt, zugeschrieben werden. So sind Jugendliche oft Teil einer größeren digitalen Gruppe, um immer auf dem neuesten Stand zu sein, auch, wenn sie vom Inhalt nicht immer selber direkt betroffen sind.

Streaming ist in, analog ist out

Unterhaltung findet für Jugendliche zum größten Teil in digitaler Form statt: Streaming-Services wie YouTube, Netflix und Spotify haben schon seit längerer Zeit physische Medien wie DVDs oder CDs ersetzt. So fand die JIM-Studie im Jahr 2019 heraus, dass 73% aller befragten Jugendlichen auf Videostreaming-Dienste und 68% auf Musikstreaming-Dienste abonniert waren. Sogar MP3-Dateien werden deutlich weniger gehört als Spotify; Medienkonsum bedeutet im Jahr 2020 also vor allem Streaming.

Was die traditionellen Unterhaltungsmedien betrifft, ist vor allem das Radio immer noch sehr beliebt. Auch auf das Fernsehen will niemand wirklich verzichten, allerdings ändern sich auch hier ein paar Gewohnheiten. Laut einer Studie der Ecole Supérieure de Communication findet beispielsweise nur noch 56% des Fernsehkonsums auf einem Fernseher statt; durch digitale Angebote und online Mediatheken werden Geräte wie Smartphone oder Computer zunehmend wichtiger in diesem Bereich. Der Konsum des Inhalts selber ändert sich ebenfalls: Fast die Hälfte aller Jugendlichen bevorzugt on-demand Fernsehen, das heißt, sie wählen den Inhalt selber aus und schauen sich diesen zu einem von ihnen bestimmten Zeitpunkt an.

Für das gedruckte Wort sieht die Zukunft nicht ganz so rosig aus: Abos von Tageszeitungen nehmen ab, ohne dass digitale Abos diesen Abstieg ausbalancieren. Viele Jugendliche informieren sich über die Aktualität auf den sozialen Medien oder via News-Apps, die auf den meisten Smartphones schon installiert sind und oft nur einen Wisch entfernt vom Hauptbildschirm sind.

Auch das Interesse am Lesen ist teilweise ernüchternd; 46% aller befragten Jugendlichen in der JIM-Studie 2019 gaben an, entweder nie oder seltener als einmal im Monat ein Buch zu lesen. Die vor ein paar Jahren noch befürchtete Invasion des E-Books ist aber ausgeblieben; die Teenager, die gerne lesen, bevorzugen ganz klar das Papierformat.

Spiele: oft, überall und sozial

Spiele erfreuen sich dagegen immer größerer Beliebtheit. Rund 63% aller Jugendlichen geben an, täglich oder mehrmals pro Woche digitale Spiele zu spielen. Die beliebteste Plattform ist momentan das Smartphone; laut der JIM-Studie 2019 benutzen rund 41% aller Jugendlichen ihr Telefon zum Spielen. An zweiter Stelle finden wir PC und Spielekonsole, mit jeweils 25% im Durchschnitt. Tablets werden mit 5% hingegen nur selten zu diesem Zweck benutzt. Und wer es genauer wissen möchte: Jüngere Spieler mögen Minecraft und Fortnite am liebsten, während ältere Spieler FIFA und Call of Duty bevorzugen. Interessanterweise sind all diese Spiele Online-Multiplayer-Spiele, die zu einem wesentlichen Teil den Austausch mit anderen Spielern voraussetzen.

Direkter Zugriff und freie Auswahl: die Schlüsselwörter des Medienkonsums von jungen Menschen

Die zum Teil interaktive Natur der modernen Medienlandschaft hat somit einen neuen Verbrauchertyp erschaffen, einen Verbraucher, der Inhalte selber erstellt und teilt, der Medien personalisiert haben möchte und der im Allgemeinen die Wahl haben möchte. Physische Medien werden langsam, aber sicher durch digitale Alternativen ersetzt, und der direkte Zugriff auf Medien, ganz egal, wo man ist, ist wichtiger als der eigentliche Besitz einer DVD- oder CD-Sammlung. Die Generation, die in den 80ern und 90ern aufgewachsen ist, wurde von Modemgeräuschen geprägt; für die 2020-Generation wird es wohl der Netflix-Jingle sein.

 

Quellen: clemi.fr, rmb.be, e-marketing.fr, digitalnewsreport.org, heise.de