Social Media ist nicht zuletzt eine Plattform der Selbstdarstellung. Gerade Instagram bietet Menschen die Gelegenheit, sich selbst im schönsten Licht zu präsentieren. Und wenn das immer noch nicht reicht, helfen manche Nutzer gerne mal nach.
Moira hat sich selbst zu ihrem 22. Geburtstag eine Reise nach Disneyland in Kalifornien geschenkt. Oder zumindest deutet alles darauf hin. Die Reise ist auf Instagram dokumentiert und man sieht die junge Frau vor dem ikonischen Dornröschenschloss. Ein luxuriöses Geburtstagsgeschenk, zweifelsohne.
Bob – wir nennen ihn an dieser Stelle einfach mal so – fliegt dagegen lieber für ein Wochenende mit dem Privatjet von London nach Rom. Der junge Mann, der auf Instagram gerne Fotos von Tischen voller Champagnerflaschen und leicht bekleideten, blonden Frauen postet, scheint auf der Karriereleiter einen Schritt nach oben geklettert zu sein. Zumindest glauben das vermutlich die sechzehn Frauen, die ihm tags darauf eine Nachricht schreiben, ob er sie nicht auf der nächsten Reise mitnehmen möchte.
Die ungefilterte Wirklichkeit
Moira ist in der ungefilterten Wirklichkeit allerdings 32 Jahre alt – und für den Trip nach Kalifornien hat sie ihr Sofa nicht verlassen. Mit einer App hat sie sich selbst zehn Jahre jünger gemacht und dank Bildbearbeitungsprogrammen war das Schloss der Disneyprinzessin auch rasch dort, wo sie es brauchte. Bob ist noch einen Schritt weitergegangen: Er ist tatsächlich mit einem Privatjet geflogen. Allerdings hat er dazu über ein Unternehmen gebucht, das explizit Rückflüge von Charterflugzeugen vermittelt. Das Ganze funktioniert so: Das Flugzeug wird von einem Kunden für einen Flug gemietet, der dafür den vollen Preis bezahlt. Dieser Kunde fliegt aber nicht direkt wieder nach Hause, also ist der Jet auf seinem Rückflug leer. Wer mit Start- und Zielflughafen einverstanden ist, kann so verhältnismäßig günstig in einem ansonsten leeren Privatjet mitfliegen.
In einem Blogpost erklärt die Reisebloggerin Moira, wie sie vorgegangen ist – und richtet auch einen Appell an ihre Follower: Stellt alles infrage, was ihr seht. Bilder kann man leicht manipulieren, aber sie entfalten immer noch eine unglaubliche Macht, weil wir das Augenfällige gerne glauben. Wir hören gerne Geschichten von erfolgreichen Menschen und die Bilder erzählen diese Geschichten: Vom Traumurlaub unter Palmen, schönen Altbauwohnungen, teuren Autos und ewig glücklich lachenden Menschen. Instagram ist die Plattform, auf der wir uns alle von unserer Schokoladenseite zeigen – aber diese Schokoladenseite ist oft nur eine dünne Glasur.
Richtige Bilder, falsche Zeichen
Bob ist noch einen Schritt weitergegangen – seine Fotos sind echt und er hat sie selbst in dem Flugzeug aufgenommen. Er hat nicht die Bilder, sondern die Erfahrung gefälscht – er ist eine Reise angetreten, um mit den Fotos davon angeben zu können. Nicht die eigene Erfahrung stellt den Wert dar, sondern nur das, was man anderen Leuten zeigen kann, um sie zu beeindrucken. Sein Erfolg bemisst sich in Likes, Kommentaren und neu gewonnenen Followern – denn die gesteigerte Reichweite bedeutet gesteigerte Macht.
Was früher ein Mittel der Werbeindustrie war – der schöne Schein, der zum Kauf lockte – ist heute auch beim Benutzer angekommen, der selbst seine eigene Marke darstellt. Jeder Klick auf das Herzchen, jedes Share und jeder Kommentar ist kaum anders als ein Einkauf. Denn je größer die Reichweite, desto lukrativer sind auch die Werbedeals, die den „Influencern“ angeboten werden. Da gerät man schnell mal in die Versuchung, die eigene Bildwelt ein wenig aufzupeppen. Mehr Informationen über Influencer und Schleichwerbung auf Instagram finden Sie übrigens hier.
BEE SECURE empfiehlt:
Nicht nur für Kinder und Jugendliche ist es wichtig, diese Möglichkeiten der Manipulation zu kennen. Auch Eltern und Erzieher*innen sollten im Blick haben, wie tief so manche Blogger*innen und Instagram-Ikonen in die Trickkiste greifen, um die Illusion ihrer perfekten Leben zu gestalten. Nicht selten folgen Kinder und Jugendliche eben diesen „Influencer“ und eifern dem zur Schau gestellten Luxus nach. Es ist wichtig, sie für diese Form der Manipulation zu sensibilisieren und auch, ihnen die Parallelen zur Werbeindustrie aufzuzeigen. Auch wenn Werbung auf Instagram und anderen sozialen Netzwerken inzwischen als solche gekennzeichnet werden muss, ist sie doch oft auf den ersten Blick nicht von richtigen Posts zu unterscheiden.
Reden Sie mit ihren Schutzbefohlenen auch über die eigenen Bilder auf Instagram – was versuchen sie, damit zu vermitteln, welchen Teil ihrer Persönlichkeit wollen sie damit ins Rampenlicht stellen oder schaffen sie sich Alter Egos, die in der Form nur im sozialen Netzwerk existieren? Wichtig ist vor allem, dass sie nicht blind ihren virtuellen Vorbildern nacheifern, sondern auch die eigene Präsenz im Web reflektieren.
Quellen: vice.com; Huffingtonpost.fr; theslowtraveler.net