Jugendliche und soziale Netzwerke: eine kontrastreiche Beziehung

Junger Mann steht vor dem Facebook Logo und versteckt seine Augen durch sein Handy
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Sind soziale Netzwerke gut für die psychische Gesundheit von Kindern? Diese Frage stellen sich Eltern und sozialpädagogische Fachkräfte immer wieder. Der Verein Common Sense unternimmt den Versuch einer Antwort mit der Veröffentlichung der Resultate aus einer tiefgreifenden Untersuchung der komplexen Beziehungen zwischen Jugendlichen und sozialen Netzwerken in den USA. Die Resultate sind vielschichtig.

Bemerkenswerte positive Auswirkungen

In Bezug auf die Auswirkung der sozialen Netzwerke auf das Wohlbefinden der Jugendlichen sind die Resultate manchmal sogar überraschend positiv. Es gibt mehr Jugendliche, die sich dank sozialer Netzwerke selbstbewusster, beliebter und wohler in ihrer Haut fühlen als umgekehrt. Deprimierte Stimmung oder Einsamkeitsgefühle sind bei den meisten von ihnen Fehlanzeige.

Die Studie zeigt auch, dass soziale Netzwerke eine positive Auswirkung auf das Wohlbefinden von Jugendlichen haben, die einen niedrigen Messwert für soziales und emotionales Wohlbefinden (SEWB) aufweisen. Der Indikator, der hierfür in der Studie benutzt wurde, beruht auf Werten wie Glück, Depression, Selbstwertgefühl, Einsamkeit, Beziehung zu den Eltern. Jugendliche mit einem niedrigen SEWB-Messwert fühlen sich im Allgemeinen weniger allein und weniger deprimiert, wenn sie soziale Netzwerke nutzen.

Ernstzunehmende negative Auswirkungen

In Beziehungen hat die Kommunikation von Angesicht zu Angesicht deutlich abgenommen zugunsten von unterschiedlichen digitalen Kommunikationsmitteln, zu denen auch die sozialen Netzwerke zählen. 54% der Jugendlichen geben an, sich von sozialen Netzwerken ablenken zu lassen, wenn sie “ihre Aufmerksamkeit eigentlich den Personen in ihrem Umfeld widmen sollten”.

Auch wenn die Jugendlichen ziemlich klar sehen, was den potenziellen Einfluss von sozialen Netzwerken auf ihr Leben angeht – 72% sind der Meinung, dass die Unternehmen, die diese Netzwerke besitzen, die NutzerInnen manipulieren, damit sie mehr Zeit an ihren Computern oder Smartphones verbringen -, ist ihre Fähigkeit zur Selbstregulierung beim Gebrauch von Smartphones und anderen vernetzten Geräten eingeschränkt. Eine knappe Mehrheit schaltet die Geräte vor dem Schlafengehen aus oder stellt sie auf lautlos… Weniger zahlreich sind die, die das auch während der Mahlzeiten, bei den Hausaufgaben oder bei Familienbesuchen tun.

Besorgniserregend ist, dass zwei Drittel der Jugendlichen angeben schon mit rassistischen, sexistischen, homophoben oder hasserfüllten Inhalten in Berührung gekommen zu sein. Es ist also wichtig, die Kinder schon von klein auf für diese Themen zu sensibilisieren: unser Themendossier Hate Speech ist ein guter Ansatz, um diese Fragen anzugehen.

“Likes” machen nicht glücklich

Die Auswirkung von sozialen Netzwerken auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen hängt oft von ihrer persönlichen Situation ab. Eltern, die ihre Kinder vor so manchen Risiken oder Abwegen schützen möchten, sollten also immer das einzigartige Profil ihres Kindes in Betracht nehmen.

Die Studie zeigt nämlich, dass die Auswirkung von sozialen Netzwerken auf Jugendliche mit ihrem SEWB-Messwert zusammenhängt. Zum Beispiel ergibt die Studie, dass 70% der Jugendlichen mit einem niedrigen SEWB-Messwert sich manchmal verlassen oder ausgeschlossen fühlen, wenn sie soziale Netzwerke benutzen, bei den Jugendlichen mit hohem SEWB sind es nur 29%. Jugendliche mit niedrigem SEWB fühlen sich auch öfter schlecht, wenn niemand ihre Likes oder Posts kommentiert. Noch gravierender sind die Unterschiede, wenn es um Cyber-Mobbing in sozialen Netzwerken geht.  Zu diesem Thema überlässt die Studie das Wort Aija Mayrock, die “The Survival Guide to Bullying: Written by a Teen” veröffentlicht hat (Survivalguide für Mobbing: geschrieben von einer Teenagerin). Dort erzählt sie kurz über ihre Erfahrungen als Gemobbte und ihr aktuelles Engagement, um diesen Praktiken ein Ende zu setzen und das Gespräch zwischen Eltern und Jugendlichen über die Nutzung von sozialen Netzwerken zu fördern.

Stark angestiegene Nutzung

Rein von der Menge her ist bei den 13- bis 17-jährigen seit 2012 ein starker Anstieg der Nutzung von sozialen Netzwerken festzustellen. In der Tat nutzen 2018 70% der Jugendlichen soziale Netzwerke mehrmals täglich, 2012 waren es 34%. 89% verfügen über ein Smartphone, 2012 waren es 41%. Paradoxerweise stellte man auch fest, dass ein wesentlicher Teil der Jugendlichen die sozialen Netzwerke nicht nutzt (19%). Die Zahlen ergeben außerdem, dass die Jugendlichen sich massiv von Facebook abwenden, das nur noch 15% Prozent von ihnen schätzen. Sie haben sich massiv Snapchat und Instagram zugewendet. Studien, die in Europa und auch in Luxemburg (TNS-ILRES) durchgeführt wurden, zeigen vergleichbare Tendenzen.